Kollegen müssen keine Freunde sein!

22. November 2018 Alexander Wörlsinger Allgemein, Unternehmen

Viele Arbeitgeber unternehmen enorme Anstrengungen, soziale Beziehungen unter Mitarbeitern zu fördern. Oft mit geringem Erfolg. Aber lassen sich Freundschaften „erzwingen“? Und macht es überhaupt Sinn, darauf einzuwirken?

In vielen Unternehmen macht sich ein neuer Trend breit: in den Sozialräumen werden Kicker aufgestellt, es hängen Dartscheiben in den Kantinen und es wird dazu aufgerufen, einmal im Monat an einem Überraschungs-Lunch mit Kollegen aus anderen Unternehmensteilen teilzunehmen. Und Betriebsfeiern werden zu unausgesprochenen Pflichtterminen.

Die positive Absicht dahinter ist nachvollziehbar: Netzwerke sollen entstehen, soziale Bindungen gefestigt und somit zwischenmenschlichen Problemen vorgebeugt werden.

Doch kann man gute Beziehungen erzwingen? Und darf man es? Tatsache ist, dass durch diese Einflussnahme Mitarbeitern eine oft notwendige Rückzugsphase genommen wird. Menschen, die vom Stil her eher introvertiert sind, benötigen Zeit mit SICH, nicht mit ANDEREN, um ihre Akkus wieder aufzufüllen. Und wenn Menschen – mehr oder wenig unfreiwillig – zusammengebracht werden, kommt es zum Common Information Effect. Dies beschreibt den Umstand, dass wenn Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Kenntnissen zusammen kommen, oft über ein Thema gesprochen wird, das alle betrifft. Und das ist in diesem Fall das Thema Arbeit.

Und somit schleicht sich das Thema Job in die Freizeit. Und Mitarbeiter werden davon abgehalten, selbstbestimmt über Inhalte und Art von Beziehungen zu bestimmen.

Also: überlasst die Entscheidung über Freundschaften den Mitarbeitern selbst.