Spiegelneuronen – oder: „Warum ich fühle, was du fühlst“

14. Dezember 2021 Alexander Wörlsinger Allgemein

Meist ist es schon passiert, bevor wir Gelegenheit hatten, darüber nachzudenken:  wir haben ein charmantes Lächeln erwidert oder unbewusst die Sitzhaltung unseres Gegenübers eingenommen. Unser Alltag ist gespickt mit spontanen Resonanzphänomenen dieser Art. Aber warum ist Lachen ansteckend, warum gähnen wir, wenn andere gähnen?

Mit diesem Blogartikel möchte ich Ihnen eine erste Antwort darauf geben und Ihnen die Grundlage emotionaler Intelligenz vorstellen – die Spiegelneuronen. Die Entdeckung dieser Nervenzellen erklärt nun erstmals wissenschaftlich das geheimnisvolle Resonanzphänomen,  dass unter „Rapport“ – der intuitiven Übertragung von Gefühlen und körperlichen Gesten – bekannt ist.

Mit der Entdeckung der Spiegelnervenzellen wurde es mit einem Mal möglich, diese Vorgänge neurobiologisch zu verstehen. Das System der Spiegelneuronen bildet das neurobiologische Format, das den Austausch von Resonanzvorgängen möglich macht. Spiegelneuronen sind Nervenzellen, die im Gehirn während der Betrachtung eines Vorgangs die gleichen Potenziale auslösen, als würden wir diesen Vorgang nicht nur passiv betrachten, sondern aktiv selbst ausführen.

Entdeckt wurden diese Zellen 1995 vom Italiener Giacomo Rizzolatti von der Universität Parma. Bei Untersuchungen von Affen, deren Gehirn dem des Menschen sehr ähnlich ist, wurden Nervenzellen der Tiere mit Messfühlern versehen. Auf diese Weise konnten spezielle Neuronen konkreten Aktivitäten zugeordnet werden. Eine solche Nervenzelle feuerte immer dann, wenn der Affe eine spezielle Handlung ausführte. Dann beobachtete der Forscher etwas Erstaunliches: diese Zelle feuerte auch dann, wenn der Affe beobachtete, wie jemand anders diese spezielle Handlung ausführte. Diese biologische Resonanz stellt eine Sensation dar. Die Nervenzellen im eigenen Körper werden aktiv, wenn man beobachtet, wie ein anderes Individuum ein Programm in die Tat umsetzt. Mit der Methode der Kernspintomographie wurde dieses Spiegelphänomen inzwischen auch bei Menschen wissenschaftlich nachgewiesen.

Dieses Resonanzphänomen setzt spontan, unwillkürlich und ohne Nachdenken ein. Dabei lassen uns unsere Spiegelnervenzellen spüren, was in anderen vorgeht, während wir Sie beobachten.

Natürlich lässt sich dieser Vorgang der Spiegelung auch aktiv dazu nutzen, andere Menschen dazu einzuladen, in von uns gewünschte emotionale Zustände einzusteigen. Ob wir wollen oder nicht – unsere Haltung und Einstellung überträgt sich auf andere. Was hindert uns also daran, jeden Tag mit einer positiven Grundeinstellung, Optimismus und lösungsorientiertem Verhalten unsere Partner, Kollegen und Kunden „mitzureißen“?